Wenn es um die Gräuel der Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschlands geht, erscheint vieles abstrakt und weit weg. Doch die Verbrechen wurden auch in unserer unmittelbaren Umgebung begangen. So zum Beispiel in Meimbressen, welches bis 1933 über ein vielfältiges und reichhaltiges jüdisches Leben im Dorf verfügte. Dieses wurde ab 1933 unwiederbringlich zerstört.
Daran erinnerte eindringlich der Besuch von Peter Loewenstein an der Heinrich-Grupe-Schule Grebenstein. Er ist der Sohn von geflohenen Juden aus Meimbressen und der Enkel von in Auschwitz ermordeten Juden aus Meimbressen. Sein Schicksal steht für viele Jüdinnen und Juden in Deutschland, welche ab 1933 immer weiter entrechtet, an den gesellschaftlichen Rand gedrängt, misshandelt, vertrieben, deportiert und ermordet wurden.
Bewegend berichtete Herr Loewenstein den Schülerinnen und Schülern der Abgangsklassen (G10a, G10b, R10a, R10b und H09a und H09b) aus den Erinnerungen seiner Familie, zeigte Fotos und eine originale Häftlingsbekleidung aus einem Konzentrationslager sowie einem zugehörigen sogenannten Judenstern, welche alle Juden verpflichtend ab 1941 tragen mussten.
Dabei war es Peter Loewenstein wichtig zu betonen, dass er, dessen Eltern nach Südafrika ausgewandert waren und welcher mittlerweile in Nottingham,. England lebt, nichts gegen das heutige Deutschland, sondern gerne hierher kommt. Für ihn ist es jedoch zentral, dass sich an diese Zeit und diese Verbrechen immer erinnert wird und uns Mahnung und Leitlinie für das eigene Handeln zugleich sind.

Auf eine Nachfrage einer Schülerin, was heute gegen Hass und Rassismus getan werden kann, sprach er von der unbedingten Pflicht zum Entgegentreten und Einstehen für unsere Werte. Denn im besten Sinne des Humanismus sprach Peter Loewenstein davon, dass wir alle uns gegenseitig als Menschen, Individuen ansehen und unsere Unterschiedlichkeit akzeptieren und tolerieren müssen. Da, wo Menschen nur noch als Gruppen gesehen, wo der einzelne entmenschlicht wird, beginnt ein Kreislauf, welcher am Ende zum schlimmsten Ende führen kann.
Diese Begegnung wurde durch den Verein Judaica in Meimbressen e.V. in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Gesellschaftslehre an der Heinrich-Grupe-Schule ermöglicht.

Wir danken an dieser Stelle ausdrücklich Herrn Loewenstein für seine Zeit und die besondere und wichtige Botschaft und Frau Lehmann und Herrn Neutze vom Verein Judaica in Meimbressen e.V. für ihr Engagement in diesem maßgeblichen Bildungsfeld.
Herr Loewenstein wird auch am Dienstag, den 30. September in Meimbressen bei der Verlegung der Stolpersteine seiner Familie zugegen sein. Diese wird ebenfalls mit Texten der Schülerinnen und Schüler der G10a und G10b mit Texten für die Familien begleitet und gestaltet.
Wilhelm Uebach






