DaZ-Sprachförderkonzept zur Beschulung der Seiteneinsteiger an der HGS

„Das Beherrschen der deutschen Sprache beeinflusst entscheidend den Erfolg von Kindern und Jugendlichen in Schule und Beruf und ist damit Voraussetzung für eine gelingende Integration. Deshalb ist es wichtig, alle Schülerinnen und Schüler von Anfang an bei diesem Spracherwerb zu unterstützen.“
(Vgl.: Erfolgreich Deutsch lernen; Ingrid Altenburger, Martina Goßmann, Graziella Hofmann, u. a.; Auflage: 2. Auflage, Wiesbaden 2015)

Ausgangslage
Seit Dezember 2015 besuchen Jugendliche ohne, beziehungsweise wenigen Deutschkenntnissen die Heinrich-Grupe Schule in Grebenstein. Aktuell werden 44 Schüler*innen in insgesamt drei Intensivklassen unterrichtet. Die IKL 1 und 2 besuchen hauptsächlich Schülerinnen und Schüler, welche die 5. bis 7. Klasse besuchen, während in der IKL 3 Schüler*innen ab der Jahrgangsstufe 8 aufwärts bis zu ihrem Abschluss
anzutreffen sind.
Die Herkunft der Jugendlichen ist mit Afghanistan, Pakistan, Irak, Spanien, Eritrea, Syrien, Türkei, Ungarn, Bulgarien, Bosnien, Kroatien, Rumänien, Somalia und der Ukraine (…) ausgesprochen unterschiedlich, teilweise haben die Schüler*innen über Jahre hinweg keine Schule betreten bzw. sind noch nicht alphabetisiert.
Im Einzugsgebiet der HGS wohnen die Jugendlichen entweder mit ihren Eltern/Elternteilen/Verwandten zusammen bereits in einer Wohnung oder aber in einer Zweitaufnahmeeinrichtung bzw. gemeinsam mit weiteren sogenannten unbegleiteten Jugendlichen in Wohngruppen der HephataStiftung.
Nach der amtsärztlichen Untersuchung folgt die Anmeldung beim Staatlichen Schulamt in Kassel und dann die Anmeldung in der Schule.

Umsetzung in der Schule
Zunächst findet ein Aufnahmegespräch mit der Schulleitung statt, in dem neben einer ersten Kontaktaufnahme auch eine erste Einschätzung bzgl. der vergangenen individuellen Schullaufbahn (mögliche Themen: Anzahl der Schulbesuchsjahre, Schulformbeschreibung, Fremdsprachen, etc.) sowie eine kurze Beschreibung unserer Schule erfolgt. Nach dem Aufnahmegespräch führen die Klassenleitungen kleine (für die SuS unbenotete) Einstufungstest angelehnt an die Telc- sowie GoetheZertifikate durch. Die Ergebnisse liefern erste Orientierungspunkte über das schriftliche und mündliche Textverständnis sowie über weitere Grammatik- und Wortschatzkenntnisse.
Bereits von Anfang an hat sich an der HGS eine ausgesprochen angenehme Verfahrensweise etabliert, in der bereits länger anwesende Schüler*innen aus dem entsprechenden Herkunftsland als Dolmetscher für ihre neuen Mitschüler*innen unterstützend zu Verfügung stehen.

Der Unterricht der drei Intensivklassen Deutsch wird von einer Klassenleitung getragen. Unterstützend unterrichten Kolleg*innen aus dem Kollegium in den IKL-Klassen mit unterschiedlichen Fächerschwerpunkten. Außerdem haben die Klassenleitungen der IKL an einer mehrtägigen Fortbildung der jeweiligen Studienseminare mit dem Schwerpunkt des Unterrichts im Bereich DaZ teilgenommen. Für den Unterricht stehen auf dem Schulgelände drei feste Klassenräume zur Verfügung. Im Rahmen von DaZ Fachkonferenzen, regelmäßigen Austauschgesprächen mit betroffenen Eltern und/ oder der verantwortlichen Betreuer*innen der verschiedenen Einrichtungen werden in kurzen Abständen nötige Absprachen und Vereinbarungen getroffen, die ein konstruktives Miteinander im Sinne einer gelingenden Integration zum Ziel haben.

Der Unterricht in den Intensivklassen umfasst insgesamt 22 Stunden pro Klasse, so dass alle Jugendlichen jeweils am Unterricht ihrer möglichen anschließend zugeordneten Klasse der verschiedenen Bildungsgänge teilnehmen. Somit erfüllen die Schüler*innen gleichzeitig die Regelstundenzahl ihrer Jahrgangsstufe.

In den Intensivklassen ist ein hohes Maß an individueller Förderung aufgrund der individuell ausgesprochen heterogenen Voraussetzungen zwingend erforderlich, teilweise mündet diese nahezu in Einzelförderung. Nach dem Übergang in die Regelklasse erfolgt in individueller Absprache mit allen am Prozess Beteiligten ggf. eine weitere Unterstützung im Rahmen von DaZ Kursen.
Als Leitfaden für das Unterrichten in den Intensivklassen liegt der Schwerpunkt auf der Intro-Reihe „Deutsch als Zweitsprache“ des Westermann-Verlags. Hierbei orientiert sich der Unterricht an mindestens zwei Sprachniveaus, welche an die Schüler*innen didaktisch angepasst ist. Zusätzlich steht den Kolleg*innen der Regelklasse Material der PrimaReihe des Cornelsen-Verlags zur Verfügung, auf welches zurückgegriffen werden kann. Dieses vereinfachte Unterrichtsmaterial unterstützt die Schüler*innen der IKL-Klassen durch in einzelnen Fächern hindurch.

Ziele der Sprachförderung
Folgende Schwerpunkte mit dem übergeordneten Ziel des fundierten Erlernens der Wort- und Schriftsprache Deutsch werden in der Intensivklasse, deren Unterricht für jeden Jugendlichen sich längstens über ein Jahr erstreckt, umgesetzt:

  • Grundsätze des sozialen Miteinanders im Sinne der gemäß derchulordnung und den Leitsätzen der HGS
  • Vermittlung kultureller Kompetenzen, Besonderheiten und Gewohnheiten
  • Interkulturelles Lernen fördern
  • Gestaltung und Mitwirkung an Schulfesten und besonderen Aktionen
  • Durchführung gemeinsamer Aktivitäten an besonderen Tagen im Schuljahreskreislauf der IKL Schüler*innen mit ihren Regelklassen
  • Gezielte Vorbereitung auf die europäischen Sprachenzertifikate

Das Prinzip des Miteinander- und Voneinanderlernens im Sinne individueller Förderung steht im Fokus einer jeden Unterrichtsstunde, unabhängig, ob eine Stunde explizit als Deutschstunde ausgewiesen ist.
Eine Verzahnung ist an dieser Stelle unbedingt erwünscht und im Sinne der Schüler*innen auch erforderlich und bildet das Gerüst der gesellschaftlichen Integration jedes einzelnen Jugendlichen.

 

 

Sprachförderkonzept DaZ HGS (pdf)