Autorenlesungen an Schulen sind weit mehr als nur ein spannendes Event – sie eröffnen jungen Menschen die Möglichkeit, Literatur auf eine ganz persönliche Weise zu erleben. Wenn Autorinnen und Autoren ihre Werke selbst vorstellen, wird Literatur lebendig und unmittelbar erfahrbar. Die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler erhalten einen direkten Zugang zu Geschichten, Gedanken sowie zu Schreibprozessen. Diese Begegnungen fördern nicht nur die Lesemotivation, sondern auch das Verständnis für Sprache, Kreativität und kulturelle Vielfalt. Als wertvoller Beitrag zur kulturellen Bildung inspirieren Lesungen die Lernenden, ihre eigene Ausdrucksfähigkeit zu entdecken und die Welt der Literatur mit neuen Augen zu sehen.
An der Heinrich-Grupe-Schule werden regelmäßig Lesungen durchgeführt, sei es im Format einer offenen Abendlesung für alle Interessierten aus der Schulgemeinde oder themenbezogen für bestimmte Jahrgangsstufen. An dieser Stelle lösen sich regelmäßig Fach- und Schulzweiggrenzen auf, sodass die Lernenden umfangreich von den Lesungen profitieren und ihr Wissen nachhaltig vernetzen können. Dankenswerterweise unterstützt der Förderverein und das Team der Schülerbibliothek die Autorenlesungen, indem hier Thementische mit passender weiterführender Literatur zusammengestellt werden. Zudem erstellt das Bibliotheksteam Hinweisposter und beteiligt sich bei Abendveranstaltungen am Verkauf von Getränken.
Rückblick auf vergangene Lesungen:
Im Schuljahr 2024/2025 wurde Ende November 2024 eine Lesung für die Jahrgangsstufe 10 durchgeführt. An der Schule zu Gast war Jakob Springfeld, ein 22jähriger Politikstudent aus Zwickau, der sich gegen Hass und Gewalt und für den Einsatz für Toleranz, Antisemitismus und Demokratie einsetzt.
2020 schrieb Springfeld gemeinsam mit dem Journalisten Issio Ehrich das Buch „UNTER NAZIS“. Es ist Springfelds ausführliche Lebensgeschichte, die von persönlichen Erlebnissen in Zwickau und in seinem Studienort Halle erzählt. Der Autor lenkt im Verlauf der Lesung den Blick auf Ereignisse der 1990er Jahre, den rechten Terror des NSU und die aktuelle Entwicklung rund um die AFD. Die Lesung erfuhr überaus positive Resonanz – der vollständige Bericht auf der Homepage der HGS findet sich hier.
Schuljahr 2023/2024:
Im Verlauf des Schuljahres 2023/2024 konnten mit großem Erfolg zwei Lesungen an der HGS durchgeführt werden.
Zum Ende des ersten Schulhalbjahres las der Spiegel-Journalist und Historiker Dr. Martin Doerry auf Initiative von Lehrerin Susann Adam vor den Schülerinnen und Schülern der Abgangsklassen aus seinem Werk „Lillis Tochter. Das Leben meiner Mutter im Schatten der Vergangenheit – eine deutsch-jüdische Familiengeschichte“ und bot dabei einen lokalen Brückenschlag in die Zeit des Nationalsozialismus, der aktuell im Unterricht thematisiert wurde.
Inhaltlich fokussiert Doerrys Werk das Trauma des Verlusts der von den Nationalsozialisten in Auschwitz ermordeten Lilly Doerry und die sich plötzlich einstellende Verantwortung ihrer Tochter Ilse für die jüngeren Geschwister, die bei dem Mädchen tiefe Spuren hinterlassen hat. Die Lesung fesselte die Zuhörerschaft und bot vielschichte Anknüpfungspunkte im Rahmen der sich anschließenden Diskussion, wie der Bericht zur Lesung auf der HGS-Homepage vermittelt.
Gegen Ende des zweiten Halbjahres war es der HGS dann eine besondere Freude, den ehemaligen Schüler und Grimme Online Award-Preisträger Jason von Juterczenka an seiner ehemaligen Schule begrüßen zu können. Gemeinsam mit seinem Vater Mirco hatte er die Einladung von Gymnasialzweigleiter Dirk Weidmann angenommen, im Rahmen einer öffentlichen Lesung aus ihrem gemeinsamen Werk „Wochenendrebellen“ vorzulesen, welches inzwischen sogar verfilmt wurde und zum Zeitpunkt der Lesung im Kino besucht werden konnte. Ein umfangreicher Bericht zur Lesung auf der HGS-Homepage ist hier verfügbar.
Vordergründig handelt das Werk von Jason und Mirco von Juterczenka von der Suche nach einem Lieblings-Fußballverein für Jason, im Kern portraitiert es jedoch Jasons Heranwachsen als Autist mit all seinen Herausforderungen in Schule und Alltag. Diese Thematik bot den älteren Jahrgangsstufen der HGS eine hervorragende Lerngelegenheit, sich mit dem Thema „Anders sein“ bzw. „Toleranz“ auseinanderzusetzen, sodass sie es nach der auszugsweisen Lektüre und einem Besuch des gemeinschaftlichen Kinofilms sehr zu schätzen wussten, dass sich Jason als Protagonist des Filmes auch noch die Zeit nahm, mit den Klassen über seine Lebenserfahrungen ins Gespräch zu kommen.
23.12.2024 / WD